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  • AutorenbildHilda Steinkamp

Tropisch und touristisch - ein traumhaftes Tandem an Vietnams zentraler Küste

Wege durch Vietnam (5): Zwei Wohlfühloasen in Huế Stadt und Land

Das Fischerdorf Phu Loc
Urban im Urwald - geht das?

Und wie! Mitten an Vietnams langgestreckter Küste entdecke ich zwei Juwelen des Gastgewerbes in naturbelassenen Gegenden. Die Geolage knapp nördlich des Äquators mit üppigen nahrhaften Regengüssen nicht nur zur Monsoonzeit, in der ich jetzt Anfang November unterwegs bin, sorgt auf natürliche Weise für den tropischen Bestandserhalt. Illegaler Holzeinschlag und Handel damit auf dem EU-Markt hat eh keine Chance, dank engmaschiger bilateraler Handelsabkommen mit Vietnam.

Und Landschaftsökologie ist fest ins Logbuch von Hotelbetreibern im 21. Jahrhundert geschrieben. Mehr noch in die Bauphilosophie des vietnamesischen Architekten und Hoteliers Le Van Truong aus dem Familienunternehmen A Dong Corporation in Huế. Er gründete aus Leidenschaft fürs Häuserbauen mit lokalen Naturstoffen ein Dorf am Stadtrand von Huế, um touristischen Pilgern aus dem Land und Ausland, die sich eigentlich von der alten Kaiserstadt Huế als Besuchermagneten angezogen fühlten, die Handwerkskunst des ökologischen Bauens nahezubringen.

Ein 5-Sterne-Resort hinter diesen rustikalen Mauern?!

Das hat funktioniert. Besucher strömten, suchten ein Bett fürs müde Haupt, und so entwickelte sich 2005 Troungs erstes Resort mit dem bezeichnenden Namen Pilgrimage Village und der noblen Ergänzung Hotel & Spa, gekrönt mt fünf Sternen der Hotelbranche. Jeder einzelne Stern eine verdiente Auszeichnung! Fünf Tage und vier Nächte lang konnte ich mich als Gast im Sternenglanz von Hotellerie und Gastronomie in tropischem Landschaftsbau bewegen.



Sein Entdeckerspürsinn führte Troung bald etwa 40 km südlich von Huế zu den Hügeln um die Lagune bei Phu Loc mit ihrem üppigen Pflanzenwuchs. Hier setzte er 2012 als Erster in Vietnam seine Vision von urtümlichen Nobelherbergen auf dem Wasser um. Die Villen des Vedana Lagoon Resort & Spa fügen sich in Hügellage wie winzige Nester organisch in die dichte Vegetation ein.


Oder strecken sich mit ihren Stegen wie die filigranen Beine eines Tausendfüßlers in die Lagune hinaus.

Übertrieben bildlich gesprochen natürlich. Echt sind es ein paar bescheidene Dutzend an Wasser- und Bergvillen.




Auf meinem gesponserten Tagestrip vom Pilgrimage Village zum Vedana Lagoon Resort - Fahrt und Futter frei: ich bin die Bloggerin, ich geb was zurück ;-) - dachte ich spontan über die Möglichkeit

eines sechsten Sterns nach - für die geglückte Symbiose von naturhafter Bauweise mit feinsten Naturstoffen im Wohndesign und urtümlichem Vegetationsraum.

Über den Pfeil > im rechten Bildrand geht's virtuell auf Entdeckertour durch das Lagunen Resort:

Mein Favorit beim Probe-Relaxen - abhängen knapp über dem Lagunenwasserspiegel:

Sinn für Natur und lokales Gewerbe

Der ausgeprägte Sinn des Bauherrn für den Naturraum hält das Landschaftsbild am Stadtrand wie in der Lagune ebenso intakt wie das Sozialgefälle niedrig. Denn die einheimischen Bewohner im Fischerdorf Phu Loc kennen keinen Sozialneid, wenn die zahlungskräftigen auswärtigen Gäste kommen. Immerhin belebt das Tourismusgeschäft auch ihr Gewerbe. Der frische Fisch auf den Tellern der Hotelgäste stammt aus ihrem Fang. Mit einfachsten Mitteln verankern sie mit Bambusstäben Fallen aus Reusen auf dem Lagunengrund:

Tägliche Paddelfahrten mit in die Jahre gekommenen Booten bringen den Fischreichtum an Land:

Und so viel Ertrag in die Haushaltskasse der Fischer, dass anstelle der schlichten Stelzenhütten neue einfache, aber massiv gebaute und funktionale Minivillen gebaut werden können:

Arbeits- und Ausbildungsplätze bieten beide Hotelkomplexe gerade auch für junge Leute aus dem ländlichen Zentralvietnam.

So etwa hat sich Ni Na aus der Huế Provinz nach Schulabschluss, aber ohne Studium hochgearbeitet von den einfachsten Tätigkeiten im Pilgrimage Village zu mehr verantwortlichen Aufgaben im Hotegewerbe und ist heute als AOM (Assistant Operation Manager) die stellvertretende Leiterin im Vedana Lagoon Resort, wenn Chef-Managerin Cristy zwischen beiden Resort-Standorten und Belegschaften pendelt.


An beiden Locations erlebte ich Power-Frauen auf den mittleren und führenden Etagen. Sie haben es geschafft - mit Einsatz, Lernwillen, Belastbarkeit und Gastfreundlichkeit. Und die U30-Jährigen jonglieren geschickt Job und Familie. Eigentlich brauchten sie keinen Frauentag mehr, wie er am 20.10. in Vietnam mit überreichen Blumenbouquets aus Männerhand zelebriert wird. Aber warum diese galante Geste ausschlagen? Sie prägt doch das gesellschaftliche Bewusstsein.

Selbst als teacher trainer aus Europa wurde ich an meinem Arbeitsplatz mit Blumen reichlich versorgt und in die Nachfolge der vietnamesischen Frauen gestellt, die sich 1930 organisierten und gegen den französischen Imperialismus kämpften. Heute geht es um anderes: den Gleichstand der Geschlechter in Beruf und Budget zu sichern. Die weiblichen Teams im Village und in der Lagune sind Modelle für emanzipierte und stolz dienende Hotelfachfrauen. Ihr Gütesiegel: Gastfreundschaft.

(v.l.n.r.) Claudia (Guest Relation Supervisor) - Cristy (Assistant General Manager of Pilgrimage Village & Vedana Lagoon Resort ) - Tram (Tour & Transport Manager), Xuan (Receptionist)

Thanh im Pilgrimage: Guest Relation Manager

Tien, Front Office Staff Manager



Die Hotelleute nennen sich family, vor allem wenn die Stammfamilie in den Phillipinen (Cristy) oder Spanien (Claudia) beheimatet ist, sie pflegen ihr Netzwerk über fortgesetztes internes Hotelfach-Training, dichte und verlässliche Kommunikation untereinander und schließen vor allem auch die Gäste mit ein. Small-talk-Fetzen vom Vortag kommen beim nächsten Austausch wieder zur Sprache. Ein persönlicher Touch im Business. Tour- und Taxibuchungen passen. Best price ist ein versprochenes, nicht immer erreichtes Ziel. Qualität kostet. Verlässlichkeit auch.

Stehende Gäste an der Rezeption werden mit einladenden Gesten auf die Sessel befördert, Tee und eisgekühle kleine Frotteerollen für heiße Wangen, schwitzige Hände und Stirne stimmen auf die ersehnte Wohlfühlzeit ein. Extrawünsche werden - kaum ausgesprochen - erfüllt, Bügeleisen und Brett eilfertig und im Laufschritt im Morgendunst an die Bungalowtür gebracht, damit die Koffer-Knautsch-Kleidung wieder kleidsam aussieht.

Wegzehrung ist eine der vielen Aufmerksamkeiten, die den Gast zum Abschied begleiten.

Luxus - Natur und Gastkultur

Sie streiten um die Wette. Ganz gleich, welche Art der Herberge der Gast im Village wählt, jeder Blick und jeder Schitt hinaus führt in naturbelassenes und gärtnerisch gepflegtes Ambiente. Kontrollierter Wildwuchs braucht Achtsamkeit:


Der Pfeil > am rechten Bildrand führt durch das tropische Pilgrimage Gelände:


Und den Hahn im Korb gibt es hier wirklich, nicht nur in der mehrheitlich femininen Belegschaft, auch wenn dieser hier mit scharfem Späherblick vorsorglich seine Hennen mit Nachwuchs im Verborgenen hält. Die eine oder andere Schlange könnte ja im Unterholz auf Beute lauern.


Ebenso umsichtig leuchten heimkehrende Restaurantbesucher mit ihren Handys dunkle Ecke aus. Die Dunkelheit kommt hier bereits ab 17 Uhr. Gesehen habe ich selbst aber kein schlängelndes Getier. Und passe mit meiner Phobie gegen Kriechtiere schon höllisch auf. Oder mein Blick war abends verklärt von den Gaumenschmeicheleien aus der vietnamesischen Küche und ein wenig wieder ernüchtert durch die hochpreisigen - weil importierten - Weine aus Euopa, Chile und Australien.

Die Spa-Kultur in beiden Resorts basiert auf pflanzlichen asiatischen Essenzen, zielt nicht auf die Anatomie des Körpers wie im Westen, sondern auf Energielinien und -felder, die mit vollem Körpereinsatz massiert werden, durchaus entlang der Schmerzgrenze. Buddhistische Entschleunigung ist die Wirkung, neben allem physischen Gewinn. Nach meinen Vorbehalten gegenüber deutschen Massagesalons in meinem Wohnumfeld - Preis-Leistung vor allem - bin ich hier in Vietanm regelrecht zum Wellnessfan mutiert. Und zur Yoga-Schülerin in Freiluft:

Mit Yoga, Body Scrub, Massage von kleinen, aber kräften vietnamesischen Händen den Tag so mit Sinn für einen gesunden Körper von Kopf bis Fuß zu beginnen oder zu beenden - das hat Lebensqualität. Und hält die Vietnamesischen Đồng in der Reisebörse, denn 16-25 Euro für 60-90 Minuten Behandlung im 5-Sterne-Resort für ein gutes Körpergefühl auszugeben, ist wahrlich kein Aderlass. Mit > rein ins vietnamesische Wellnessvergnügen:

Wer dazu noch Dampfbad, Sauna, Whirlpool, Schwimmbad und Fitnessraum besucht, hat einen rhythmisch ausgewogenen Tagesablauf, wähnt sich an den Pforten des Paradieses angekommen - und muss doch wieder bald weg. Ein bis zwei Übernachtungen gönnen sich die Durchgangstouristen, die die Kaiserstadt Huế im Sinn haben und sich ein örtliches 5-Sterne-Hotel gönnen, weil Hotel-Luxus konkurrenzlos günstig ist im europäischen Vergleich.

Auf Blüten gebettet

Es sind die feinen Zeichen, die mir beim Leben im weitläufigen Pilgrimage Resort in den Geruchssinn steigen und ins Auge fallen. Die Bungalowtür öffnet sich, Zitronengrassduft strömt von einem simplen Gefäß erhitzt durch den Raum und umhüllt den Gast. Mindestens ein Fläschchen geht mit in den letzten freien Winkel meines gewichtigen 3-Monate-Gepäcks.

Allabendlich, nach leisem Anklopfen, kommen junge Zimmerserviceleute, bringen eine Gute-Nacht-Geschichte aus dem vietnamesischen Legendenschatz, zünden ein neues Licht fürs Zitronengrassaroma an und lassen das Moskitonetz herunter.



Und auf den blütenweißen Laken des vernetzten Himmelbetts sehe ich bei meiner Ankunft kleine rote Blütenblätter, frische, echte: eine Mehrfach-Sternen-Auszeichnung aus der Natur.


Am nächsten Tag lerne ich auch den Sternenpflücker kennen: Es ist Minh, eines der Nachwuchs-Talente im Resort. Er holt sich die Sternenpracht direkt von der Wegbepflanzung - Ixora heißt die Schönheit - und streut sie aufs frisch gemachte Bett für die neuen Gäste aus.

"Lookíng for the lost time"

Das Motto des Pilgrimage Village ist keines, das irgendwo geschrieben an den Wänden hängt. Es wird dir zugeflüstert als guter Wunsch für eine glückliche Auszeit vom oft gedankenlosen Herumeilen im Alltag. Und begegnet dir auf Schritt und Tritt durch Wohnarchitektur und Landschaft. Mit offenen Sinnen zurückfinden in einen verschwenderisch gedeihenden Naturraum als menschgemäßen Lebensraum. So verstehe ich die Philosophie des Gründers Le Van Troung. Zur Ruhe kommen, ohne faul zu werden, Geist und Körper dehnen und spannen, ohne in einen muskelverliebten Fitnesskult zu verfallen. Aufmerksamkeit geben für Pflanzen und Tiere und für andere Menschen, ohne sich zu verlieren. Ganz bei sich ankommen und bleiben, sich selbst für eine Weile aushalten. Ja - eine Herausforderung. Geht aber - buddhistische Annäherung, auch für eine Westfrau. Entschleunigen. Wieder ganz werden. Heilen. Erst dann zum Du. Meine Entdeckung im Buddha-Land.


Pilgrimage - Pilgerreise. Führt zurück. Zu den Wurzeln. Auch zum indisch geprägten Cham-Buddhismus, wie er gerade hier in der Gegend von Huế verbreitet wurde. Huế gehörte einst zum Champa-Reich. Aus dieser Tradition begegne ich überall im Resort tönernen Frauenskulpturen und schätze diese unaufdringliche Mahnung, die im Westen wie Osten oftmals verlorene Wertschätzung für die Frau wieder bewusst im Alltag vorzuleben (darüber bald mehr in meinem Blog).

Paradies ist flüchtig. Also festhalten für meine interessierten Blog-LeserInnen - auf meinem Freisitz in tropischer Auszeit:

Ausgleich fürs Texten in den Tropen finde ich im taufrischen Teich ein paar Sprünge weiter:

Und danach zum Dinner ins Junrei Restaurant, wo Chef Hung auf Exotisches in schmackhafter Hülle achtet. Gỏi vịt bắp chuối - das schmeckt noch besser, als es klingt: Entenbrust auf Bananenblüten gebettet, im Kräuterblätter-Gemüse-Erdnuss-Potpourri, zur leichten Schärfe der Ingwersauce und garniert mit Krabben-Crackers. Knapp unter der 10€-Marke. Die drei Bananenschiffchen habe ich mühelos allein geschafft. Kein Gramm zu viel auf der Waage bei solch fettarmer wie nahrhafter Kost:

Paradies kann ja so extrem irdisch sein!


(c) Luftfotos von Vedana Lagoon Resort & Spa: http://www.vedanalagoon.com/




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