Römische Weihnacht zwischen "Sacro e profano"
An Heiligabend möchte ich am Tage schon Heiliges erleben, etwa eine Messe besuchen. Ohne männliche Begleitung. Die lenkt nur ab. Privat soll's erst am Abend werden. Deutsche Tradition. Rom, Stadt der 1000 Kirchen! Keine Wahl hat so viel Qual. Mr. Google hilft.
Anlauf zur Santa Messa
Die Klosterkirche Sant’Onofrio preist sich mir im Netz an: baulich, räumlich und terminlich. Uraltes Gemäuer aus dem frühen 15. Jahrhundert, prächtiger Kreuzgang im Innenhof des Klosters, letzte Herberge des italienischen Dichters Torquato Tasso, der dort schwerkrank starb und begraben wurde, einen Tag, bevor er zum Dichter gekrönt werden sollte. Verschüttetes aus alten Studientagen blitzt in mir auf. Außerdem – in nur 5 km Entfernung von meiner casa gelegen, auf dem Hügel Gianicolo im Trendviertel Trastevere mit Blick auf das urbane Rom, ist das Kloster ein nahes und attraktives Ziel. Und um 12 Uhr mittags zelebrieren die Mönche dort bereits ihre Weihnachtsmette. Sonntags von 9 bis 12 Uhr sind ohnehin die einzigen Öffnungszeiten, der Ritterorden lebt abgeschieden, im Ort wie im Internet. Eine Webseite finde ich nicht.
Ich bin vor der Zeit dort, finde einen knappen Stellplatz für meinen wendigen Fiat 500, zwischen gelben Streifen, die erlauben nur Kurzparkzeit. Ich setze auf die christliche Feststimmung an diesem Heiligen Mittag auch unter den Ordnungshütern.
Ausblick und Architektur von Sant'Onofrio – wie versprochen von Wikipedia. Vor dem Gebäude halten zwei Mönche Wacht, einer war gerade noch in seinen Text vertieft, Predigt oder Bibel, der andere schon in sein Messornat eingekleidet, beides verspricht einen baldigen Beginn der Messe. Da stehen sie schon, denke ich, Menschenfänger in der Nachfolge Petrus‘. Mal sehen, wie viele Fänge es heute werden.
Der Charme eines gut erhaltenen Sakralbaus mit Spuren einer fast 600-jährigen Nutzung und Witterung tut seine Wirkung. Ich fühle mich angezogen, trete näher, erblicke einen weiteren Priester in seiner Schreibstube und frage nach dem Wo und Wann des Einlasses. „Non sei di qui?“ Ob ich nicht von hier bin, will er wissen. Die Geistlichkeit duzt eine vermutete Glaubensschwester. Passt, heute ist Weihnachten, Fest der Liebe. „No, purtroppo no“, verneine ich bedauernd, betone aber mein Interesse an der Kirchenkultur. Er deutet auf eine schmale Doppeltür mit kleinen Kassettenfenstern, das sei das Kirchenportal. Gut.
Noch einmal durch den Kreuzgang. Dann wird’s ja wohl so weit sein. Um zwei Minuten vor 12 ist der Vorplatz leer, keine Menschenseele zieht’s zur Messe. Oder muss man auch hier mit der italienischen Vertröstung auf domani rechnen?
Neben der weiterhin verschlossenen Kirchentür gähnt mich im Mauerwerk eine Aussparung an, wie ein offenes Maul. Ich greife hinein. Ganz hinten unten ein Spalt, durch den man offensichtlich Kleines hineinstecken soll, Geld, aber – sobald gespendet – nicht mehr herausziehen kann. „Eleemosyna“ – Almosen erklärt werbend eine Wandtafel darüber. Wie? Spenden ohne den Segen der Kirche in einer leibhaftigen Messe empfangen zu haben? Das kommt mir mit einiger Erfahrung im rituellen Brauchtum der katholischen Kirche zu unfeierlich vor.
Ein letzter Versuch am Messritual teilzunehmen. Ich drücke meine Nase an der trüben Glasscheibe des Portals platt. Auch drinnen gähnende Leere. Ein einzelner Mönch vertieft ins Zerimoniell des Kerzenanzündens.
Das ist mir zu intim. Ich wollte mich in einer Gemeinschaft aufgehoben wissen, mich vom Klang der italienischen Weihnachtslieder einstimmen lassen. Aber nicht die weltliche Quotenfrau inmitten einer Männerriege im Ordensgewand spielen. Ich gehe. Nach Hause ist es noch zu früh, ich hatte mich für Stunden verabschiedet.
Ich verschmerze meine verpasste Weihnachtsmesse.
Und meine erste Lackmacke am 500, die ich bei Rückkehr zur Parkschneise entdecke. Fremdverursacht am vorderen rechten Kotflügel von einem wohl nur mäßigen Parktalent auf Roms knappen und platzsparend genutzten Parkflächen. Ich schiebe meine Entdeckung in den hintersten Winkel meines Alltagsspeichers. Vollkasko ohne Selbstbeteiligung habe ich bei Anmietung mit merklichem Aufpreis gewählt, bei Rückgabe wird sie sich auszahlen. Hoffe ich. In einem Land, in dem für einheimische Wagenlenker keine Versicherungspflicht besteht, ist das volle Versicherungspaket für Mietautos eine gebotene präventive Entscheidung. Selbst bei erwischten Fremdverursachern gibt es keinen Verlass auf Haftung. Oft weder Versicherung noch Entschädigung aus privaten Pfründen. „Non ho niente denaro, sono senza lavoro.“ Hab‘ kein Geld, bin arbeitslos! Nix zu holen also. Solche Offenbarungseide gehen manch einem einheimischen Verkehrssünder als automatischer Reflex über die Lippen.
Mein heiliges Ziel
verfolge ich unverdrossen weiter. Bella Mobil fährt mich. Papa Mobil, das Gefährt für den Papst bei seinem Bad in der Menge, ist dieses Jahr touristisch wenig unterwegs wegen Papa Francescos fragiler Gesundheit. Auch in der Christmette in San Pietro übernimmt er dieses Jahr nur wenige Rituale selbst.
Ich fahre etwas schockgefrostet nach Entdeckung der Beule weiter, mit Umsicht, aber ohne Zögern. Das wäre in Roms chaotisch-flüssigem Verkehrsstrom unfallträchtiger als zügiges Tempo mit beherzter Vorteilnahme.
Es ist jetzt kurz nach Mittag. Das weihnachtliche Last-minute-Geschäft boomt im Vorort. An einem Sonntag! Nicht ungewöhnlich in Italia! Aber auch heute?!
Eine breite Durchgangsstraße mit zwei Spuren in jeder Richtung, nur ein verwaschener Trennstreifen in der Mitte, ist rechts wie links in Doppelreihen zugeparkt. In dritter Reihe stehen auf Lücke notdürftige Kurzzeitparker, warnblinkend. Es bleibt also ein mittlerer Fahrweg von eineinhalb Autobreite. Für beide Fahrtrichtungen! Der wird noch gekreuzt von Fußgängern und Radfahrern. Kleinstwagen parken auch gern senkrecht in eine Lücke ein, ihr Heck ragt nur minimal auf die Fahrbahn. Slalomfahren auf der Straße ist in Rom an der Tages-, pardon Verkehrsordnung. Und eine mit Effet beherrschte Autosportart.
Vor einer Ampel entspannen alle im Leerlauf. Ich schaue mich um,
was die Römer an Heiligabend so noch alles nach Hause tragen.
Alpenveilchen. Zum Beleben der winterlich verödenden Balkone und Terrassen. Auch in meiner airbnb casa. Gleich im Dutzend. Ohne meine Wassergaben wären die längst Schrott. Die Veilchen halten leichte Nachtfröste aus, bis minus drei Grad. In Deutschland. Die römischen Artgenossen schwächeln schon bei drei Grad plus, habe ich in meinem Mietgarten festgestellt. Mimosenverwandtschaft! Auch für Römer haben bereits einstellige Plusgrade unzumutbaren Chilleffekt.
Mistelzweige für den Hauseingang. Darunter wird noch gut und gern geküsst in Rom.
Weihnachtssterne von einem halben Meter Höhe haben auch Saison. Und gute Preise. Gern auch in Dauerplaste. Die sind nachhaltig auch bei Folgeanlässen einsetzbar. Nicht selten sehe ich sie als Blütensticker wieder, etwa in Strandcafès im Sommer, wenn frische Flora zu pflegeaufwändig bzw. gegen die südländische Sonne einfach chancenlos ist.
Und ja: Panettone und Pandoro! Italo-Kult-Kuchen in zwei Formen, Kugel oder Stern, mit allen Füllungen - kandierten Früchten, Haselnuss, Pistazie, Schoko, Erdbeere, Aprikose ... - und in kunstvoller Verpackung sind das Beste, was aus geheimer Rezeptur in der italienischen Konditorei entstehen kann.
Dann kaufen römische Heiligabend-Shopper noch – Lingerie. Die Ladenkette Sogni e Follie, Träume und Torheiten, auch Wahnsinn, wirbt auf der anderen Straßenseite mit erotischer Umdeutung der Alltagswendung für festliche Schlafzimmeraccessoires.
Im Luxus-Segment im Edel-Kaufhaus Rinascente in Via Tritone habe ich die passenden Ergänzungsstücke gesehen.
Rot muss sie sein zum christlichen Geburtsfest, die Damenunterwäsche. Obwohl sie auf Italienisch Biancheria heißt, aber Weiß ist ja Schießer-Schick der Nachkriegszeit. Rot für la donna dei sogni, die Traumfrau. Soll Glück bringen. Wobei?
Ob’s auch die Flaute in der italienischen Geburtenrate in Schwung bringt? Sie liegt im Land der einst vielen bambini aktuell noch unter der deutschen. Weniger eine Frage der Bett- als der Beschäftigungslage. Von der schon chronischen Arbeitslosigkeit gerade unter den Berufsanfängern in Italiens Süden bleibt auch Roms junge Generation nicht verschont, ganz gleich, welche beruflichen Qualifikationen sie auf ihrem Diploma dokumentieren können. Junge Frauen erhören heiratswillige und versorgungsbedürftige Männer erst, wenn diese statt mit Brillies zu locken, Bankauszüge mit sicheren monatlichen Gehaltszahlungen vorlegen können. Erst Knete, dann Kinder. Küche und Kirche haben ohnehin bei gut ausgebildeten Frauen in Italien an Charme eingebüßt. So entscheiden Italienerinnen heute ebenso berechnend wie verantwortlich bei der Familienplanung. Und so harren ihre Freier mit unsteter Beschäftigung oft noch in ihren späten Dreißigern bei mamma aus – als mammone, Muttersöhnchen. Nicht wenigen Männern gefällt diese Rolle als rundum versorgte Drohne ohne Erwerbszwang. Nur mit dem Begatten wird‘s dann erstmal wohl nichts.
In den seichten Heiligabendkommerz
möchte ich mich nun auch stürzen und querparken probieren. Für meinen 500 findet sich eine entsprechende schlanke Lücke vor einem Eisentor. Das Schild daran schreckt mich nicht. Passo carrabile – das möchte ich heute mal nicht als Verbotsschild verstehen: Einfahrt freihalten, nicht parken. Sondern schlicht als eine Information: eine Einfahrt, wo Autos, Karren, durchfahren können. Zur Lingerie schaffe ich es allerdings nicht, die liegt auf der anderen Straßenseite und abseits meiner augenblicklichen Paarstimmung. Undenkbar, an solch einem geschäftigen Tag da heil rüberzukommen, weder als Fahrerin noch als Fußgängerin.
Nein, was mein Auge im zähflüssigen Verkehr erspäht hat, ist ein anderes knallrotes Signal: bündelweise peperoncini, Peperoni, wie wir Teutonen sagen. Was natürlich in romanischer Sprache Paprika sind. Neben bambole, Weihnachtskugeln, hoch über der Eingangstür eines Asia-Klimbim-Ladens sind die schlanken, scharfen Früchtchen auf Bindfäden aufgezogen drapiert. Alternative Weihnachtsdeko! Die will ich. Ich gehe rein, der thailändische Inhaber beglückwünscht mich zu meiner Wahl: „Brava, signora!“ Sie sind hoffentlich nicht essbar, verderblich? Er versteht nicht. Aus Keramik vielleicht, biete ich an. Er schaut mich mit trüben Augen an. Oder aus Plastik, „plastica asiatica?“ Sein Blick erhellt sich: „Sì, sì, signora“, jubelt er, „di Cina. Plastica.“ Ein Garant der globalen Verständigung. Der Händler angelt die Ware mit dem Haken eines Ziehstabs herunter und fügt werbend hinzu: „Portano fortuna. Buona fortuna, signora!“ Na, wenn sie auch noch Glück bringen, dann nehme ich doch gleich drei Stränge mit – für meine Gästerunde in der Villa. Der Thai tütet ein und gibt noch eine Miniversion dazu. „Omaggio!“ Geschenk oder Verehrung? Mir gefällt beides. Mein Fiat braucht auch Glück.
Mit Blick und Blinker zurück in den weiterhin dichten Verkehr und näher zum himmlischen Vergnügen. Es ist inzwischen schon 16 Uhr, gleich dunkel, und noch immer kein Zeichen von Geschäftsmüdigkeit. Keine Stille, die sich wie in Deutschland am 24. Dezember mit beginnender Dämmerung wie eine schallisolierende Decke über Straßen, Geschäfts- und Wohnviertel herablässt – in Erwartung der Bescherung rund um den Weihnachtsbaum. Die gibt’s in Italien ja auch erst am 25. Dezember, dann aber gleich morgens. Kein Wunder, dass am 24. noch bis spätabends in riesigen Einkaufstüten Geschenke nach Hause geschleppt werden.
Und die aussortierten Verpackungen sich bergeweise auf und neben den Müllcontainern an den Straßen türmen. Es gibt in Italien keine Haushaltsmülltonnen. Ganze Wagenladungen werden bei Nacht und ohne Nebel entsorgt, auch aus weiter weg gelegenen quartieri. In Sonderschichten werden Roms Müllleute beiderlei Geschlechts am frühen 2. Weihnachtstag durch die Viertel fahren. Das sind ebenso willkommene Figuren wie Babbo Natale, der Weihnachtsmann mit seinen verpackungsaufwändigen Geschenken.
Zwischenstopp in einem baretto
im historischen Zentrum, in kleiner Kaffeestube. Mein Handy braucht Akkuladung, die Navi-App schluckt Strom über die Maßen. Und ich brauche Orientierung für eine santa messa oder Ähnliches. Ein doppio caffè macchiato kommt mit einem himmlischen Törtchen und ich komme über einen italienischen Onlinedienst mit dem klingenden Namen dindondan.it - das ist auch die italienische Version von Jingle Bells - auf die Idee, einen Chor der katholischen Liturgie vorzuziehen. Die war ja heute Mittag schon keine glückliche Wahl.
Chorgesang in einer Franziskanerkirche
Cantata animata dagli universitari – beseelter Gesang mit Studierenden wie Dozierenden von La Sapienza, der renommierten römischen Universität aus dem Gründungsjahr 1300. Keine Profis. Aber stimmgewaltige und singfreudige Laien, so verraten mir Rezensionen im Netz.
Der Chor singt zum Saisonanlass Puer natus est – Ein Kind ist uns geboren. Klingt gut in meiner Vorstellung, viel besser noch im Kirchenraum.
Meine Weihnachtsgäste müssen her! Zu einer solchen Vorstellung! Zum Glück fahren Uber-Taxis noch zeitnah nach Bestellung. Die Festtage beginnen ja erst morgen.
Wir drücken uns in die gut besetzten Kirchenbänke. Eine Schar von etwa zwei Dutzend cantanti, Sängerinnen und Sängern, zieht durch den Mittelgang in den Altarraum ein. Das Gendern ist der italienischen Sprache fremd. Die Verlaufsform cantante stammt vom Verb cantare, singen. Und ist genuslos. „Singende“ als deutsche genderfreie Entsprechung klingt in meinen Ohren dumpf. Dann doch lieber die Doppelform. Denn der Chor ist mehrheitlich weiblich.
Und mit dem Auftakt zum ersten Lied wird der Sakralraum der barocken römischen Basilika aus dem 17. Jahrhundert augenblicklich zur Event-Bühne. Das kenne ich aus dem Osten Deutschlands. Mit dem Gläubigenschwund langer Jahre sind viele, meist protestantische, Kirchen entwidmet worden und die Immobilien durch eine lukrative kulturelle Dauernutzung baulich erhalten geblieben. In Italien ist dies noch kein Trend. Für viele Kirchenmänner bleibt es ein frommer Wunsch, dass ihre Kirchen von großzügigen Spendern mit Sinn für Kultur in Betrieb gehalten würden. Doch das passiert nur bei Umnutzung, heißt: Verkauf an weltliche Betreiber.
Ein Beispiel von geschäftstüchtiger und den Besuchern hoch willkommener neuer Nutzung gibt es in der Nähe der Fontana di Trevi. Hier gastiert in einem ehemaligen Gotteshaus die irdische Gastronomie, unter dem sinnfälligen Namen Sacro e Profano, „Heilig und Weltlich“. Ein ebenso kulinarischer wie ästhetischer Genuss!
Aber noch ist die religiöse Apathie in Rom verhalten. In der Barock-Basilika am 24. Dezember bringen die Klänge eines weltlichen Chors die Besucher regelrecht zur Euphorie. Das klangliche Zusammenspiel der Stimmen in Weihnachtsliedern aus allen Zeiten und Ländern verbreitet sich im Kirchenraum besser als Weihrauch während der Eucharistiefeier. Das Erlebnis von Harmonie im Chorgesang, so lese ich im Flyer, soll den Singenden wie Lauschenden solch ein Gefühl der Kraft und Zufriedenheit geben, dass es sie „fino alle stelle“ katapultiert.
Bis zu den Sternen reicht es bei mir nicht ganz. Aber bis zum "Astro del ciel", dem Stern am Himmel in der italienischen Weihnachtshymne. Sie ist das Schlusslied des Chors. In vielen katholischen Gemeinden wird die deutsche „Stille Nacht“ erst an Heiligabend gesungen. Jubel über die Geburt des Gottessohnes. Im deutschen Liedtext hält sich seit zwei Jahrhunderten unverändert kryptisch eine metaphorische Kirchensprache. Zum Unverständnis vieler, die glauben möchten, ohne ihren Verstand auszuschalten: „Jesus, der Retter, ist da.“ Oder: "Schlaf in himmlischer Ruh." Hm. Heißt was?
Der italienische Refrain dringt mit der Stimmgewalt des römischen Chors und der Klangverstärkung durch das Gewölbe der Apsis bedeutsamer in meine Sinne: als persönliche Bitte, als Gebet, wenn man so will:
„Luce dona alle menti, pace infondi nei cuor.“
Schenke Licht dem Geist, gib Frieden den Herzen.
Das ist keine Fremdhilfe von oben wie im deutschen Liedtext. Es sind Appelle an die Selbsthilfe. Im „Licht“ muss ich selbst erkenne, was ich will, wer ich sein will. „Frieden“ ist für mich die ruhige Gelassenheit, die Gegebenheiten meines Lebens & meiner Lebensbegleiter vielleicht nicht klang-, aber klaglos anzunehmen. Wenn das kein Erkennntnisblitz ist! Und eine eigenwillig verstandene Botschaft zum Fest der Liebe.
Meine erhellte Sicht am Heiligen Abend
kann noch getoppt werden. Nach unserem abgespeckten Mahl - Italiener essen am 24.12. gern leichte, vegetarische Kost, um für die Völle an den beiden Weihnachtstagen entschlackt zu sein -
ziehen uns die Lichter im centro storico wie magisch an. Mit einem ebenso ausgelassenen wie friedlichen Heiligabendvölkchen (es sollen 700.000 Besucher zu den Feiertagen sein) bestaunen wir the Big Five der römischen Kulturbauten in ihrem besondern Lichterglanz: Castel Sant'Angelo, Foro Romano, Vaticano, Vittoriano, Colosseo.
Die Besinnlichkeit während des Chorgesangs geht über in Fröhlichkeit. An diesem Tag, um diese Uhrzeit, inmitten dieser Lichter-Show, an diesem Ort, mit diesen Menschen, romani e tedeschi, zusammen zu sein - das ist Freude pur. Ein Heiligabend wie nie! Eine frohe Nacht!
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