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"Ich möchte, dass meine Heimat vorankommt - mit den Menschen, die hier in Potsdam-Mittelmark sind"

Aktualisiert: 12. Feb. 2022

Am 6. Februar 2022 tritt Hans-Peter Goetz aus Teltow an, um Landrat von Potsdam-Mittelmark zu werden

Hans-Peter Goetz, FDP-Kandidat aus Teltow für das Landratsamt in Potsdam-Mittelmark, versteht sich als Politiker in der Nachfolge von Ernst von Stubenrauch (im Foto vor dem Stubenrauch-Brunnen auf dem Marktplatz in Teltow). Stubenrauch war Jurist und Kommunalpolitiker wie Goetz und einst Landrat des Kreises Teltow. In seiner Amtszeit (1885-1908) wurde in den Landgemeinden vor allem Industrie angesiedelt und die Infrastruktur stark ausgebaut, darunter der Teltowkanal, der Havel und Dahme verbindet. Eine Erhebung in den erblichen Adelsstand, die von Stubenrauch aufgrund seiner Verdienste 1900 durch Kaiser Wilhelm II. zuteil wurde, liegt wohl weit außerhalb von Goetz' Ambitionen, nicht aber der Wahlsieg im ersten oder zweiten Wahlgang am 6. bzw. 20. Februar 2022. Damit wäre er in der aktuellen Parteienlandschaft der erste FDP-Landrat bundesweit.


Ich treffe Hans-Peter Goetz zum Gespräch in seiner Kanzlei am Teltower Marktplatz.


Es ist fünf vor zwölf, Herr Goetz, noch eine kurze Woche bis zum Urnengang am nächsten Sonntag. Nun kann "5 vor 12" heißen: „Es ist höchste Zeit“ oder „Es ist fast zu spät“. Was heißt es für Sie?

Das ist eine überraschende Herausforderung gewesen, weil der Landrat ja eigentlich noch bis 2024 amtiert hätte, wenn er planmäßig ausgeschieden wäre. Die Überraschung ist für alle gleich, von daher ist es auch fair. Es ist eine Chance, den Menschen in PM zu zeigen, dass es auch anders und besser geht, deshalb "5 vor 12" ja, für einen Wechsel im Landratsamt, der zum 1. April 2022 stattfinden wird. Und ich hoffe mal, dass ich genügend Menschen in PM überzeugen kann, dass ich der Richtige bin.

Ich hab ein bisschen recherchiert über Sie und lese mal ab, von der langen Liste Ihrer bisherigen Tätigkeiten: Sie sind von Beruf Jurist, praktizieren in einer eigenen Kanzlei, waren und sind aber auch in verschiedenen politischen Gremien eingebunden: stellvertretender Landesvorsitzender der Brandenburger FDP (seit 2013), Fraktionsvorsitzender der Stadtverordnetenversammlung in Teltow (seit 2003) und des Kreistags PM (2004-2010, seit 2014). Wer das liest, der denkt vielleicht: "Puh, und jetzt auch noch Kandidat für den Landrat! Warum bleibt er nicht da, wo er jetzt ist, wo er gerade so schön arbeitswirksam eingesetzt ist?!"

Also, es ist auch in diesen Bereichen nicht langweilig, wenn das die Sorge sein sollte [lacht]. Ich bin jetzt 60 Jahre alt, und es war keine Stück langweilig bisher.

Aber Landrat ist eine neue Aufgabe, und wenn man seinen Landkreis, seine Heimat gestalten will, dann kann man das als Stadtverordneter, als Mitglied des Kreistages, aber die Möglichkeiten sind für einen Landrat deutlich größer. Denn was man so im Kreistag macht als Abgeordneter, das sind Aufgaben der kommunalen Selbstverwaltung: z.B. weiterführende Schulen, Kreisstraßen. Der Landrat ist in vielem auch untere Landesbehörde, z.B. im Gesundheitsamt, bei der Bauaufsicht, der unteren Naturschutz- und Denkmalbehörde. Und das ist ein Gestaltungsspielraum, auf den der Kreistag relativ wenig Einfluss hat. Das ist meine Heimat hier und ich habe eine Vorstellung davon, wie sie sein sollte. Und das ist sie noch nicht. Und da, meine ich, kann man doch was machen. Als Landrat.

Sie sind nicht allein in die Wahlkampfarena gegangen. Die Farben der Ampelkoalition sind vertreten, dann die CDU, also die etablierten Parteien. Dazu ein Pirat und zwei parteilose Bewerber. 

Alle sieben kandidieren, stehen auf dem Stimmzettel, in der Reihenfolge aufgelistet nach den Ergebnissen der letzten Kommunalwahlen, CDU ganz vorne, dann SPD, der Grüne, ich ganz in der Mitte, dann der Pirat und die Unabhängigen. Und wenn man als Wähler genau in die Mitte setzt, das ist dann die beste Entscheidung, die man treffen kann.

Das ist gut so. Insgesamt eine reine Männerriege, die 2022-er Bewerber um den Landratssitz! Da drängt sich mir der Begriff des Landesvaters auf, der ja üblicherweise für den Ministerpräsidenten reserviert ist. Prominenter Landesvater-Vorgänger: Friedrich der Große, in einer hierarchischen Gesellschaftsstruktur durchaus ein kluger, über seine Zeit hinausdenkender Fürsorger: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ – ein aufgeklärter Mensch. Wieviel vom Alten Fritz schlummert in Hans-Peter Goetz?

Also [zögert], das ist mir 'ne Nummer zu groß. [Amüsiert] Der Landrat von PM - das ist kein Vergleich zum Alten Fritz, um Gottes willen [gerade jetzt schlagen die Kirchenglocken zur vollen Stunde - ein Zufall]. Was man von ihm sagen kann: Er verstand sich als Diener seines Landes. Dass er nicht außerhalb aller Regeln stand, als absolutistischer König. Er hatte seine Vorstellungen davon, wie sich das Land entwickeln sollte, und hat ja auch vieles bewegt, deshalb ja auch der Große. Nicht alles würde man heute genauso machen, z.B. die Kriege, die er erfolgreich geführt hat, die waren seiner Zeit geschuldet.

Als Landrat würde ich eher auf den Landrat von Stubenrauch schauen, der bis vor gut 100 Jahren für den Landkreis Teltow tätig war. Er hat den Kreis vorangebracht, u.a. als Schöpfer des Teltowkanals, und damit eine unglaubliche wirtschaftliche Entwicklung angestoßen. Der Landkreis Teltow war einer der wohlhabendsten in ganz Preußen. Hier auf dem Teltower Marktplatz steht ein Denkmal von ihm. Er ist eher so mein Maßstab.


Parteizugehörigkeit der Landräte und Bürgermeister in kreisfreien Städten Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Karte_der_Parteizugeh%C3%B6rigkeit_deutscher_Landr%C3%A4te_und_B%C3%BCrgermeister_kreisfreier_St%C3%A4dte.png

Ich habe einmal im Netz nach der parteipolitischen Einfärbung der Landkreise in ganz Deutschland gesurft und diese Karte der Parteizugehörigkeit der deutschen Landräte und Bürgermeister entdeckt. Unser Landkreis PM und die umliegenden Kreise: alle in parteipolitisch ‚roter‘ Hand. Drei Mal blitzen wie Sterne FDP-geführte Verwaltungseinheiten goldgelb auf: in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wie wollen Sie als Landratskandidat PM zu einem weiteren leuchtenden Stern am Landkreis-Himmel machen?


Zunächst muss man mal sagen, die gelben Flecken, das sind Bürgermeister von kreisfreien Städten wie Dresden und Jena, mit den Vollmachten eines Landrats. Und sie sind auch viel bekannter in ihrer Stadt. So ein Landrat hat es schon viel schwerer. PM ist größer als das Saarland, und manchmal muss man sehr weit fahren, bis man einen Mittelmärker trifft, 200.000 Einwohner in PM, die größte Einwohnerzahl in ganz Brandenburg, 70.000 allein in Teltow-Stahnsdorf und Kleinmachnow. Nicht jeder Bürger weiß, was so ein Landrat tut, und selbst wenn man nach dem jetzt amtierenden Landrat fragen würde, bin ich sicher, dass viele den Namen nicht wüssten.


Man könnte in der Bevölkerung deutlicher machen, was ein Landrat alles bewirken kann. Z.B. wenn Eltern sich Sorgen machen wegen der weiterführenden Schule ihrer Kinder, dann ist das eine Frage für den Landkreis, dass Kinder bessere Voraussetzungen für ihr späteres Leben bekommen. Das Gleiche gilt für den Kreisstraßenbetrieb, die ÖPNV - je weiter man wegkommt von Potsdam, Werder, Schwielowsee, so in Richtung Sachsen-Anhalt, da hat man viele Ortsteile, wo relativ selten ein Bus hinkommt. Da fährt zwar der Schulbus, aber gerade Menschen ohne Auto sitzen dann in ihrem Dorf und haben keine Möglichkeiten zum Arzt oder zum Einkaufen zu kommen ...

... oder abends auszugehen und auch wieder zurückzukommen, wie etwa Jugendliche in Schwielowsee - darüber steht auch was in meinem Blog ...

Genau. Und das vertreibt die Leute natürlich aus den Dörfern und sie überlegen, ob sie in die nächste Stadt ziehen und aufgeben, wo sie jahrzehntelang gelebt haben. Das möchte ich nicht. Jeder Mensch soll dort möglichst lange und selbstbestimmt leben können, wo er möchte. Eine Voraussetzung ist eben eine gute Mobilität, eine gute Anbindung des jeweiligen Ortes an das öffentliche Netz. Und das ist auch eine Aufgabe der Kreisverwaltung, des Kreistages und des Landrates.

Werfen wir nochmal einen Blick auf die Parteien-Karte oben: Es ist sehr 'rot' um uns herum, PM und die angrenzenden Landkreise sind auf der Karte entsprechend eingefärbt. Starke Mitwerber um das Landratsamt in PM, sagen Sie, in einem Landkreis mit langer SPD-geführter Tradition. Seit der Neugliederung der Kreise und kreisfreien Städte im Jahr 1993 amtieren hier: Lothar Koch (1993-2009), danach seit 2009 Wolfgang Blasig, der aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig ausscheiden will. Und da las ich in der PNN doch einen Artikel vom 14.10.2021 mit diesem Titel: „Als möglicher Nachfolger von Wolfgang Blasig hat sich bereits FDP-Politiker Hans-Peter Goetz in Stellung gebracht“. Ist Wahlkampf wirklich so militant?

Das ist eine Frage, wie man's schreibt. Ja, es gibt sechs Konkurrenten, gegen die ich antrete. Aber "Kampf" heißt ja nicht, dass man die anderen Kandidaten nicht schätzen würde. Ich kenn sie ja auch fast alle: Christian Große (CDU) ist schon seit 15 Jahren mit mir im Kreistag. Auseinandersetzung ist wichtig. Wenn die Menschen in PM nur sähen, da sind sieben und die sind alle irgendwie gleich, was ist das für eine Auswahl?! Da müssen schon Unterschiede deutlich werden. Und das kann auch mal zugspitzt sein, damit man's besser erkennt. Ob das nun mit Florett oder Degen geht, weil Sie grad so eine Bewegung machen - entscheidend ist, dass es fair bleib. Das sind auch die anderen sechs.

Ich bin auch überzeugt, meine Mitbewerber könnten auch irgendwie Landrat, finde aber, ich könnte es besser.

Wie wollen Sie dann langjährig mehrheitlich 'rot' wählenden Bürger:innen im Landkreis PM davon überzeugen, dass Sie der Richtige sind? Womit können Sie punkten? 

Es war richtig , dass die SPD den Landrat gestellt hat, inzwischen seit fast 30 Jahren. Jetzt finde ich, dass es an der Zeit ist, zu einer Veränderung zu kommen. Ein anderes Herangehen kann auch aufrütteln, das ist auch nötig, wenn eine gewisse Wohlstandsträgheit eingetreten ist. Ich sehe den Landkreis nicht als das große Gebilde, das zu fördern ist, und den Einzelnen nicht als das kleine Rädchen im Getriebe, das dem zu dienen hat, sondern umgekehrt: Es geht um das Wohl des Einzelnen, der glücklich werden und leben soll nach seiner Façon ...

... da sind wir wieder bei Friedrich und der Aufklärung ...	

Ja, aber mit anderem Grundsatz. Da gehört die Mobilität dazu, das ist Freiheit, eine gute Bildung gehört dazu, das wollen die anderen im Grund auch, das ist vergleichbar. Aber ich mit einer anderen Zielsetzung: mit der Ausrichtung auf die maximale Selbstbestimmtheit des Einzelnen.

Damit können auch andere Entscheidungen getroffen werden. Die anderen Parteien haben auch gute Ideen, ohne Zweifel, ich kann nicht sagen, dass da was Verkorkstes dabei wäre. Aber dann sitzen wir im Kreistag und reden über den Haushalt PM, mit 530 Mio. ein ganz schön stattlicher Betrag, diskutieren und merken dann, wieviel am Ende wirklich für gute Ideen übrigbleibt. Und das ist ärgerlich. Auch da kann ein Landrat was machen. Wenn man z.B. die Sozialverwaltung sieht, die den größten Anteil des Haushaltes verbraucht, da kann man effektiver werden, mit Digitalisierung Aufgaben anders organisieren und dadurch Geld frei bekommen, für Projekte und Ideen, die mir lieb und wichtig sind.

Ganz zuoberst die Mobilität ...

Und zur Mobilität wurden Sie auch die durch mehrfaches Impfen wiedererlangte Mobilität zählen?

Na ja, Nichtimpfen führt ja nicht dazu, dass man nicht mehr mobil ist, sondern dass man nicht überall reinkommt. Das ist für mich eher eine Thema der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Ich glaube schon, dass es eine gute Idee ist, besser: gewesen ist, sich impfen zu lassen. Ich hab's selbst erlebt, dass ich mit meiner doppelten Impfung erkrankt bin, mit mildem Verlauf. Es war also kein Fehler, sich impfen zulassen.

Aber eine Impfpflicht könnte ich nicht begründen. Wenn ich sehe, das Menschen sich impfen lassen wollen, aber nicht dazu kommen, vielleicht wegen mangelnder Mobilität oder Gelegenheit, dann haben wir noch längst nicht alles getan, um die Impfwilligen zu erreichen. Wenn man sich z. B. abends vor die Tanke stellen würde, wo sich Leute ein Sixpack Bier holen, und fragen würde: "Hey, wie wär's, wollt ihr nicht gleich auch die Spritze dazu haben? Und noch 2 Dosen Bier extra?" Auf diese oder andere Weise könnte man die Quote nach oben bekommen. Und dann haben wir die nächste Virusvariante. Diese Fragen stehen im Raum: Ist der Impfstoff, den wir jetzt haben, denn auch in gleichem Maße wirksam? Ist es überhaupt nötig, bei Omikron und den milden Verläufen noch von Impfpflicht zu sprechen? Oder geht das Ganze nicht zurück zu einer normalen Infektion? Ich hoffe, das bestätigt sich. Oft habe ich den Eindruck, Politiker denken, da müssen wir jetzt was tun. Es ist eine Frage der Fehlerkultur, auch mal zu sagen: "Wir haben uns geirrt."


In meinem Ortsteil Geltow in Schwielowsee hängen die FDP-Plakate für die Landratswahl 2022. Auf einem lese ich: „Wie es ist, kann es nicht bleiben“. Und ein Passant maulte: „Dieses ES kann alles sein oder nichts.“ Wären Sie dabei gewesen, was hätten Sie ihm KONKRET geantwortet? 

Plakatsprüche sind ja immer verkürzend. Nur auf der Großfläche kann man ein Wahlprogramm in Auszügen anbieten. Das haben wir auch. Völlig egal, wo wir anfangen zu schauen, was so nicht bleiben kann:

Die Pandemie hat ja deutlich gemacht, wo wir stehen und wo wir weiter sein könnten. Wenn ich allein an die Schulen denke: Wir sehen eine deutliche soziale Differenzierung, wenn es Kinder gibt, die gar nicht die Möglichkeit haben, an ein Laptop oder Tablett zu kommen und deshalb zurückfallen, dann ist es die Aufgabe des Landkreises die Schulen so auszustatten, dass keiner deswegen zurückbleibt. Dass die Unterrichtsmittel komplett da sind, wir auf der Höhe der Zeit sind.

Wir bauen in Teltow gerade eine neue Schule, die Grace-Hopper-Gesamtschule.

[Grace Hopper war US-amerikanische Informatikerin und Computerpionierin, 1906-1992. Der schlimmste Satz für sie: Das haben wir immer schon so gemacht.]

Das wird eine der modernsten Schulen ganz Deutschlands. Richtfest war letzten Herbst, wir liegen auch im Kostenrahmen, und im Schuljahr 2022/23 soll's richtig losgehen. Diese Schule setzt Maßstäbe auch für die anderen Schulen im Landkreis: die beste Ausstattung, die besten Bildungsangebote. Ihnen muss man sagen, ihr habt Recht: "Wie es ist, kann es nicht bleiben."

Was ich Schülern auch sagen möchte, das höre ich sonst von keinem anderen meiner Mitbewerber: "Wir machen euch alle Angebote, aber eure eigene Leistung gehört als eurer Beitrag dazu. Wir dürfen keinen zurücklassen, ja, das stimmt, aber ohne eure Leistung wird das nix."

Und Leistung kann sich lohnen, das muss auch mal in den Köpfen der Jüngeren ankommen.

Ja, im Amerikanischen gibt es eine Redensart: Man kann das Pferd zur Tränke führen, aber saufen muss es selbst [sein Lachen ist ansteckend]. Und auch den Schülern möchte ich sagen: "So, wie du das bisher gemacht hast, kann es nicht bleiben. Denk mal ein bisschen darüber nach, wo du hinwillst in deinem Leben. Es geht nicht immer alles zu Lasten der Gesellschaft. Deine eigene Anstrengung gehört ebenso dazu, mit Erfolg und Misserfolg." Dieser Gedanke ist vielfach vernachlässigt worden in den letzten Jahren. Dass man auch merkt, wenn man sich Mühe gegeben hat, kann man die Früchte seines Erfolgs behalten, sie werden dir nicht weggenommen ...

... nicht umverteilt  ...

... an die Faulpelze. Genauso sehe ich das auch. Wenn Jugendliche nicht gut lernen können, dann muss sich die Gesellschaft um sie kümmern, dass sie nicht völlig abstürzen.

Also schon eine progressive Schule, die Sie da im Blick haben, bestens ausgestattet, die wieder auf das Leistungsprinzip setzt, aber Leistung auch erreichbar macht.

Genauso. Schule soll auch Spaß machen, keine Frage. Die Grace-Hopper-Schule läuft schon, im alten Gebäude, da sehe ich schon sehr viel Spaß.

Eine motivierende Lernumgebung ist ja auch sehr wichtig. Sicher sprechen Sie als Vater von zwei inzwischen erwachsenen Söhnen aus persönlicher Erfahrung einer anderen Schulzeit: Ausstattung, Lernwege, Lehrmethoden - all das steht wirklich auf dem Prüfstand im Moment. Und da hat Corona vielleicht uns doch so einen Anstoß gegeben.

Auf jeden Fall. Gerade bei der Digitalisierung sieht man ja, was alles geht und was es geben sollte. Vielfalt unter Schulen macht fitter für neue Herausforderungen wie Corona. Staatliche Schulen sollten ihr Angebot differenzieren, aber wenn Schulen in privater Trägerschaft auch ein Angebot machen, ist mir das herzlich willkommen. Das sehen meine Mitbewerber nicht alle so. Das gibt Eltern und Schülern die beste Gelegenheit, das für sie Passende selbstbestimmt herauszusuchen.

Insgesamt, so höre ich bisher aus Ihren Worten heraus, ein energisch geführter Wahlkampf zum Landrat 2022 auf einer Riesenfläche mit breitgefächerten Themen. Wo holen Sie sich zwischendurch Energien zurück? Wie tanken Sie auf, in der Freizeit am Wochenende zum Beispiel?

Im Moment ist das schwierig, weil nicht viel Zeit bleibt, bei dem späten Beginn des Wahlkampfs. Erst nach den Feiertagen haben wir bewusst plakatiert, im neuen Jahr. Ansonsten gehe ich am Sonntag gern zum Fußball, zu meinem Dorfverein Ruhlsdorf.

Ich selbst bin in der Gemeinde Schwielowsee zu Hause, seit 5 Jahren. Worauf können sich die Schwielowseer freuen, wenn sie Sie als neuen Landrat begrüßen können und jetzt schon in meinem Blog über Sie lesen? 

Im Kreis haben wir besprochen, wie neue Schulen gerade auch in oder um Schwielowsee herum entstehen können. Da gab es ganz verschiedene Vorstellungen, mit viel Widerstand auf dem Kreistag gegen den evangelischen Schulträger, die Hoffbauer Stiftung. Ich bin ein großer Freund des Hoffbauer Bildungscampus, hier im Dreistädteeck Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf. Ich kenne auch die Ureinrichtung in Potsdam auf der Insel Hermannswerder. Und in Glindow, einer Gemeinde von Werder an der Havel, baut Hoffbauer einen Campus mit Kita, Grund- und Gesamtschule sowie Sportanlagen. Der Landkreis unterstützt das mit netten 7-stelligen Beträgen. Die neue Kita in Glindow startet noch dieses Jahr, die Grundschule folgt 2023. Dieser Standort ist auch für Schwielowseer durchaus erreichbar, die Verkehrsanbindung wird gewährleistet. Durch den Landrat!

Der Job des Landrats als Krisenmanager ist heute sehr wichtig. Wir haben ja an der Ahrtalkatastrophe gesehen, welche Bedeutung der Landrat hat ... 

... wir müssen nicht ins Ahrtal gehen, wir hatten in PM letztes Jahr die großen Waldbrände

bei Treuenbrietzen, unglaublich verheerend. Da braucht man das Krisenmanagement der Kreisverwaltung und des Landrats.

Und Sie sind dann derjenige, der vernetzt ist mit den Taskforces (Feuerwehr, TechHilfswerk, Bundeswehr) und Weisung gibt. Sie sind auch in Krisenzeiten ein Macher?

Ich bin jedenfalls niemand, der Panik bekommt. Das ist, glaube ich, eine erste Voraussetzung, dass man erstmal schaut, was ist, und dann das Nötige tut. Ich kenne viele Kameraden bei der Feuerwehr, habe vor Augen, wie man mit Katastrophen umgeht. Bei einer Krise weiß ja keiner so richtig, wann sie kommt, was genau das Problem ist. Man steht vor Überraschungen, muss Entscheidungen treffen, ohne wirklich die Folgen abschätzen zu können. Ein halbes Jahr später weiß jeder genau, was man hätte tun sollen. Aber in dem Moment alles richtig zu machen, das kann ich auch nicht versprechen. Das kann niemand. Man hat eine unvollständige Datenlage und muss eine Entscheidung treffen. Denn keine Entscheidung zu treffen, das wäre mit Sicherheit falsch.


Der Verwaltungssitz für den Landkreis PM liegt in Bad Belzig, satte 75 km entfernt von Ihrem Wohnsitz in Teltow. Welche mobile Logistik steht da an für Sie, wenn Sie die Wahl zum Landrat gewinnen?

Der bisherige Landrat Blasig kommt ja aus Kleinmachnow. Und wenn der es jeden Tag nach Bad Belzig geschafft hat, dann schaffe ich das auch von Teltow aus. Es muss ja nicht immer Bad Belzig sein. Als Landrat ist man viel unterwegs im Kreis, in Teltow gibt es auch eine Außenstelle.

Am Ende unseres Gesprächs wechsele ich mal ins Format der Talk Shows über, ins Schlussszenario. Ein kurzes Statement von Ihnen in EINEM Satz. Bitte ergänzen Sie: „Als Landrat von PM … 

... werde ich mich darum kümmern, dass die Menschen nach acht Jahren sagen:
"Wir haben uns damals richtig entschieden!"
Und noch ein paar Stichwörter zu Ihnen als Privatperson: 
Drei Dinge, die Sie mögen?

Meine Frau ...

... zu den Lieblingsmenschen kommen wir später noch.

Na, gut. Also außerhalb von Menschen? Ich finde, die Altstadt in Teltow ist sehr schön geworden, sehenswert, noch nicht belebt genug. Darauf hin habe ich jahrzehntelang mitgearbeitet. Selbstverständlich mag ich den SV Ruhlsdorf. Tolles Team, macht Spaß da. Wenn wir verlieren, gibt's da eine Frustrationstoleranz, dass man beherrscht damit umgeht. Und das Schöne ist, wenn man auf den Platz geht: Freund und Gegner erkennt man am Trikot. Das ist in der Politik oft ganz anders, das erkennt man völlig verblüfft oft erst nach Jahren.

Dann würde ich gern mal den Bootsführerschein machen. Wir haben jetzt einen Stadthafen in Teltow, den haben wir als FDP gut vorangetrieben, auch gegen heftige Widerstände. Er ist unglaublich gut angenommen worden von den Leuten. Damals hieß es so aus einer Ecke heraus: "Ja, dann kommen dann die ganzen Milliardäre mit ihren Yachten." Völliger Blödsinn! Also, wenn die wirklich kämen, ich würde sie mit der Rikscha persönlich von irgendwo herholen, wäre toll, wenn wir Unterstützung von denen hätten.

Wenn ich sehe, wie viele Menschen dort im Sommer am Stadthafen in den Liegestühlen liegen und das Ambiente am Wasser genießen! Toll! Als alter Teltower darf man ja nicht vergessen: Der Kanal war Jahrzehnte für uns nicht erreichbar. Das war die Grenze, an der die Leute erschossen wurden. Und insofern haben wir uns unseren Kanal jetzt zurückgeholt. Und im Sommer 2021 sogar ein FDP-Treffen dort gehabt.

Stimmt, über dieses gesellige FDP-Treffen am Kanal habe ich im Juli 2021 auch gebloggt. 
Und Dinge, die Sie gar nicht mögen?

[Nachdenklich] Ich mag's nicht, wenn mir irgendjemand sagt, das irgendwas nicht geht: "Das haben wir immer schon so gemacht, das klappt ja sowieso nicht." Wenn ich eine Vorstellung habe, dann möchte ich schon mal ganz gern, dass man es versucht. Was ich auch nicht mag, ist, wenn Menschen mit festgefügten Meinungen Diskussionen anfangen, aber selbst nicht diskussionsbereit sind, also nicht einräumen können, dass sie sich selbst geirrt haben. Fehlerkultur gehört dazu. Brettharte Leute, die gefallen mir nicht.

Ihr Lieblingsreiseland?

Puh ... Spontan würde ich sagen: das Mittelmeer. Das kann Italien sein, die Côte d'Azur, Griechenland. Wir haben das früher, vor der Pandemie, so gemacht: Wenn es im Herbst hier schon so langsam blöd wurde, nochmal zwei Wochen Mittelmeer. So verlängert man den Sommer. Umso schlimmer, wenn man zurückkommt.

Wohin würden Sie nie reisen?

Ich glaube, die Antarktis wäre nicht so meins.

Eine Lektüre, ein Buch, das Sie jüngst beeindruckt hat?

Ich lese unglaublich gern die Bücher von Terry Pratchett, das ist ein englischer Autor der Funny Fantasy. Er schafft eine eigene Welt, in der man aber seine eigene Wirklichkeit wiederfindet. Die absurden Erscheinungen unserer Welt hat er nochmal übersteigert. Schreiend komisch.

Und Lieblingsbeschäftigungen in Ihrer Freizeit?

Ruhlsdorf, ganz klar. Auch stupide Sachen. Ich mähe zum Beispiel gerne Rasen. Nicht auf so einem Ding zum Draufsitzen oder mit einem, das von selber fährt. Nee, nee. Man läuft dem Ding hinterher, muss ein bisschen aufpassen, dass man nicht über die Leitung fährt. Aber sonst ist es so entspannend. Und wenn man eine Idee braucht, bei dieser Gelegenheit kommt die einem. Nach zweieinhalb Stunden hat man sie, auf die man eine Woche am Schreibtisch vergebens gewartet hat.

Und jetzt Ihre drei oder mehr Lieblingsmenschen.

Ich hab eine Familie. Und ansonsten noch ein paar Freunde, wirklich schon seit Jahrzehnten. Auch wenn man nicht jeden dauernd trifft oder spricht. Zu meinem 60. letztes Jahr, da kam ein Freund aus Thüringen hoch, den hatte ich drei oder vier Jahre nicht gesehen, und trotzdem verstanden wir uns auf Anhieb. Unverändert gut. Das sind nur wenige.


Geburtstag war das Stichwort: Wenn Ihnen zum nächsten Geburtstag jemand ein Karte schicken würde wie diese hier, wo draufsteht: „Man sollte viel öfter einen MUTausbruch haben“. Wie würden Sie sich beim Absender bedanken? Gern ein bisschen flippig, Sie sind ja auch auf Twitter und Instagram unterwegs.

Ich würde ihm sagen, er hat Recht und ich arbeite dran.

Noch eine letzte Botschaft - an Ihre Wähler, meine Leser?

Ich könnte den Leuten nur sagen:

"Das ist meine Heimat hier, Potsdam-Mittelmark. Und ich möchte, dass meine Heimat vorankommt - mit den Menschen, die hier sind."
Herzlichen Dank, Herr Goetz, sehr erhellend und locker, das Gespräch mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen, dass viele Wähler für Sie stimmen. Viel Glück bei der Landratswahl und gutes Gelingen, wenn Sie es dann werden.   

Noch etwas bitte: Sagen Sie doch den 16-Jährigen, dass sie auch wählen dürfen. Das wissen nämlich die meisten nicht. Und sagen Sie den Leuten auch, dass man im 2. Wahlgang 15% der Wahlberechtigten braucht, damit die Wahl gültig ist. Wenn dieses Quorum nicht erreicht wird, fällt das Wahlrecht zurück an den Kreistag und dann geht das Gekummel wieder los.


Für alle Jugendlichen in PM: Wenn ihr mindestens 16 Jahre alt seid, seid ihr wahlberechtigt! Am 6. Februar 2022 könnt ihr wählen gehen und mit eurer Stimme mitentscheiden, wer der zukünftige Landrat in unserem Landkreis wird.

Und nehmt euch Zeit für zwei Wahlgänge:

1. Wahlgang am 06.02.2022:

Dass einer der sieben Kandidaten die absolute Mehrheit von über 50% der Stimmen erreicht, ist eher unwahrscheinlich.

Dann wird ein erneuter Wahlgang nötig:

2. Wahlgang am 20.02.2022:

Es kommt zur Stichwahl.

Es treten nur die beiden Kandidaten an,

die im 1. Wahlgang die meisten Stimmen erhalten haben.


Wenn ihr euch noch näher über den FDP-Kandidaten Hans-Peter Goetz informieren wollt,

geht's hier lang zum Programm der FDP zur Landratswahl 2022 :

https://fdp-pm.de/landratswahl-2022/programm-zur-landratswahl/





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