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AutorenbildHilda Steinkamp

Verdient verloren! 3:0 für Geltow gegen Caputh

Aktualisiert: 28. Mai 2022

SG Geltow auf dem aufsteigenden Ast in der Kreisliga A


Super 26. Spielsonntag

Alles scheint perfekt am 15. Mai 2022 beim Auswärtsspiel des Caputher SV beim SG Geltow: Kaiserwetter, Sonntagslaune, etwa 200 Fans für beide Vereine, ein paar mehr ortsnahe Anhänger für die Geltower Gastgeber, selbst Ferch lässt sich blicken, ganz Schwielowsee vereint im Fußballfieber.

Bierchen in der Hand, Männer unter sich, Frauen auch oder gemischte Doppel, Altersgruppen zwischen Teenies und Silver-Agers auf den Stehplätzen, auf dem Platz um die frische 20.









Alle Zuschauer gespannt über die Reeling gelehnt. Ich auch. Zurück auf einem echten Fußballplatz nach gefühlten 100 Jahren!




Ihren Teamgeist beschwören vor dem Spiel beide Mannschaften im bekannten Kreisritual mit ihren Trainern und Betreuern.



Denn heute Nachmittag geht's zwar nicht um die Wurst - der Grill ruft später -, sondern um sportliches Ranking. Kann Caputh seinen zarten Rangvorsprung (von 3 Plätzen) vor dem Schwielowseer Bruderverein solide ausbauen? Oder kann Geltow den ersehnten Aufstieg in Gang setzen und sich vor dem Aus in der Kreisliga A retten?


"Geltow hat vorgelegt wie die Feuerwehr!"

So befindet ein Caputher Anhänger nach der ersten Halbzeit. Erstaunt, aber ebenso neidlos anerkennend. Und recht hat er! Kaum haben sich die Zuschaueraugen im gleißenden Sonnenlicht auf das Spielgeschehen fokussiert, fällt das erste Tor für den SG Geltow. In der 2. Spielminute! Durch Philip Wollenschläger. Die Caputher drehen auf, holen sich Torchancen in der 5., 7., 12. Minute, verpassen das Ziel und kassieren zischende Kommentare: "Sch-sche..." und Enttäuschungsrufe ihrer Fans: "Mach doch!" / "Mann, die schlafen!" sowie die erste gelbe Karte für ein Foul in der 15. Minute.


Die Caputher versuchen's, die Geltower machen's: der 2. Schuss ins Tor gelingt Eik Mellin in der 20. Spielminute. Die Caputher Fans unter Schock, die Spieler auch. Die Trinkpause nach der 22. Minute soll den Kampfgeist reaktivieren. Kühlt aber eher die erhitzten Gemüter.

Zurück auf dem Rasen spielt Geltow auf Halbzeit und handelt sich Caputh weitere Verweise von Schiedsrichter Jens Hurtig und gegnerische Freistöße ein. Zumindest im unrühmlichen gelben Kartenbesitz soll die Mannschaft am Spielende ihrem Gegner überlegen sein: 4:3.


"Sehr schön, das war mal Männerfußball!"

So klingt es anerkennend aus Zuschauerkreisen in der 2. Halbzeit bei anschaulichen Ballduellen und sportlichen Zweikämpfen. Das geht eine kleine Weile gut. Doch dann: Verletzungen auf beiden Seiten in der Hitze des Gefechts. Ein Caputher Spieler wird grundversorgt vom Platz getragen. Mitleidsbeifall von den Zuschauern. "Viele Unterbrechungen heute, das ist unüblich," murrt es im Publikum. Irgendwie ist der Dampf raus: "Die sind für die Altersklasse zu langsam", befindet neben mir ein aktiver Fußballer und Trainer über das Caputher Team. "Und die Geltower überspielen mit ihrem Langspiel taktische Schwächen. Kick and rush, das wär's eigentlich."


Die Entscheidung

Die 60. Spielminute naht. Für einen kritischen Moment ein ungeschütztes Caputher Tor. Das reicht für einen weiteren Treffer. Torwart Fritz Karper will den Ball zurückspielen, verpasst ihn. Das Leder segelt elegant an ihm vorbei ins Netz. Justin Klingbeil ist der gefeierte Schütze.


Das 3:0 für den SG Geltow bricht den Kampfgeist des Gastteams und lässt die Gastgeber defensiv auf Siegeskurs gehen. Caputher Köpfe schießen den Ball nicht ins Tor, Fußbälle knallen vor die Latte: "Hat der 'nen Knall, oder was?!" Aber dieser Kommentar klingt eher mitleids- als vorwurfsvoll.


Die Geltower Fans indessen feuern weiter an: "Jawoll und zieh ab!" und "Räumt ab jetzt!" In Feierlaune ertönt aus Männerkehlen vom Weizensaft geölt und von der Sonne verwöhnt die Siegeshymne "Einer geht noch, einer geht noch rein". Der Schlusspfiff kommt.


"Noch nix verloren für Caputh"

Mit dem heute überraschend guten Ergebnis steigt der SG Geltow auf Rang 12, Caputh belegt Rang 14. Einen Riesensprung haben die Geltower hingelegt. Zuletzt waren sie drei Ränge unter Caputh platziert. Die Punktedifferenz ist hauchdünn: 28 für Geltow, 27 für Caputh. Ein Abstieg droht den Caputhern erst "nach vier bis fünf weiteren Spielen", versichert mir Christian Braunschweig, mein kundiger Platznachbar und Vorstandsmitglied im Verein.


Am kommenden Sonntag (22.05.) heißt es Reisezeit für beide Schwielowseer Fußballvereine. In ihren Auswärtsspielen können sie Kompetenzen und Kampfgeist erneut ausleben. Gegen den TSV Treuenbrietzen (aktuell auf Abstiegsrang 16) könnte der SV Caputh sich durchsetzen und vor dem Abstieg retten (14:00 Uhr). Der SG Geltow hätte die Chance, gegen den aufsteigenden FC Borussia Belzig auf Platz 10 seine überlegene Spielstärke erneut zu beweisen (15:00 Uhr).

Die Spieler beider Teams verabschieden sich versöhnlich mit Handschlag. In der heißen Maisonne weichen die Trikots vom Leibe. Im Amateurfußball auf Kreisebene landen diese Hemden in der Waschmaschine, nicht wie bei der Bundesliga als verschwitzte Trophäe per Lassowurf in der - vorzugsweise weiblichen - Zuschauermenge.


Zwar bejubeln die Geltower Fans nach dem Überraschungssieg ihren Verein einstimmig als "Derby"-Sieger. Für einen Siegestaumel ganz in Ordnung. Doch: "Für ein Derby hat das Spielverhalten nicht gereicht," wirft mein Sportberater ein. Es fehlte eine spürbare Rivalität zwischen ähnlich ambitionierten Mannschaften. "Wenn die Gäste aggressiver und taktisch versierter um den Sieg gekämpft hätten, wären auch die Gastgeber angriffsfreudiger gewesen."



 

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